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Tourenziel: 
Tourenart:Wanderung
Jugendtour: 
Beginn:20/Sep/13
Ende:24/Sep/13
Tourenführer:Guido Laschet
Assistenz: 
Anzahl der Teilnehmer:11
Bericht von:Peter Heidl
Tourenbericht:Mit Polenta durch wilden Fels
Wanderrunde in den Friauler Dolomiten

TeilnehmerInnen: Karin, Peter, Carmen, Josef, Monika, Gerhard, Bettina, Matthias, Marianne, Rosemarie, Werner

20.Sep 2013
Friaul: ein klangvoller Name und dann Dolomiten: wie geht das zusammen? Beim Lesen des Programmes habe ich verschiedene Kartenwerke zu Rate gezogen, habe auch einen Geschichtsatlas erwischt: siehe da - die Gegend gehörte sogar einmal zum Herzogtum Bayern. Zugegeben - es ist schon einige Jahrhunderte her. Über diesen östlichsten Teil der Dolomiten ist ein höchst informativer Artikel in "Panorama" (Heft 3/2013) erschienen mit dem schönen Ergebnis, dass sich die Hüttenwirte über enorme Steigerungen der Übernachtungszahlen freuen konnten. Guido hatte wohlweislich die Nachsaison gewählt.

21.Sep 2013
Samstag - 670 Höhenmeter
Nach einem guten Frühstück brechen wir um 8.00 Uhr auf. Durch weite Kare erreichen wir um 10.00 Uhr die Urtisiel-Scharte (1990m), von der aus wir schon die nächste sehen. Nach kurzer Rast steigen wir etwa 200 Hm ab, dann führt der Weg auf gleicher Höhe am Hang entlang, vorbei an einer Alm, wo ein einsamer Hund seinen Frust laut hinaus bellt. Auf der Märchenwiese Canpuros mit vielen roten Blättern von Beerenpflanzen, die im Gegenlicht zu glühen scheinen, wird Brotzeit gemacht.
Um 11.30 Uhr stehen wir neben mächtigen Felstürmen auf der Val-di-Brica-Scharte (2088m). Das Panorama ist grandios: vor uns Zacken, Türme, Spitzen und im Norden lugt schneeweiß der Großvenediger hervor. Unser Enzianweg (troi dai sclops) wird nicht ohne Grund für seine Aussicht gerühmt. Wir legen eine längere Pause ein, danach geht es flott zur dritten Scharte mit dem weniger anheimelnden Namen Forcetta dell' Inferno (2230m). Beim steilen Abstieg im Geröll gibt es einige Absetzer, aber um 15.30 Uhr erreichen alle wohlbehalten die Capane Flaiban-Pacherini (1587m). Hier geht es etwas eng zu, wir haben Stockbetten für uns, andere müssen später im Aufenthaltsraum schlafen. Doch zunächst hat unsere Gruppe in diesem die Plätze rund um den holzbeschickten Ofen rechtzeitig okkupiert. Nach dem Essen (Überraschung: es gibt Polenta mit Käse vermengt) sinken wir bald in die Betten. Wir schlafen gut, da der Generator abgestellt ist. Allerdings bleibt bis zum Aufbruch am Morgen die Stirnlampe unser unentbehrlicher Begleiter. Die Toilette (vermutlich eine Bio-Konstruktion) ist allerdings auch ohne Licht schnell zu finden: immer der Nase nach.

22.Sep 2013
Sonntag: 1300 Höhenmeter Heute geht es erst um 8.30 Uhr los, dafür aber sehr flott, um bald in die Sonne zu kommen. Im Kar hinauf zum Passo di Suola (1994m). Danach irritieren uns Doppelmarkierungen, aber Guido findet schnell den richtigen Weg. Ein deutsches Pärchen, das wir schon von den letzten Hütten kennen, profitiert auch davon (Tipp: im Zweifel den unteren Weg wählen).
Ein Wolkenband verkürzt einige Zeit die Sichtweite im Bereich der Rua Alta Scharte (2144m). Um 12.00 Uhr haben wir auf 2300m den Fuß des Pramaggiore erreicht und rasten. Nach kurzem Überlegen schließen sich fünf Unternehmungslustige Guido an und besteigen den Gipfel (2478m). Wir Untengebliebenen werden von einigen Steinböcken unterhalten, die neugierig um uns herum grasen, beobachten und sogar im Abstand weniger Meter friedlich kauend liegen. Für einen Moment entsteht das Bild eines ungestörten Zusammenlebens von Mensch und Tier. Von ähnlicher Nähe berichtet auch die Gipfelgruppe. Wir beobachten diese bei ihrem vorsichtigen Absteigen, es sind zwei I-Stellen dabei. Die Sicht ist inzwischen besser geworden; wir identifizieren die Dreiherrenspitze.
Beim Abstieg geht es an gewaltigen Steilhängen entlang; oft ändert sich das Panorama, wenn große Türme die Sicht einschränken und später aus tieferer Perspektive Blicke in Seitentäler freigeben. In einem breiten Bachbett stehen Birken, deren erstes Gelb das Ende des Sommers ankündigt. Das kühle Wasser erfrischt die strapazierten Füße. Ich greife auch noch zur Voltarensalbe - sie hilft mir wirklich.
Noch ein kleiner Anstieg, dann haben wir um 17.00 Uhr die Pordenone-Hütte (1249m) erreicht. Hier gibt es eine gastronomische Abwechslung: Polenta mit Käse überbacken - wirklich delikat! Um 21.45 Uhr liegen wir sicher in den etwas durchhängenden Stahlfederrahmen der Stockbetten.

23.Sep 2013
Montag - 1080 Höhenmeter / Nichtgipfelstürmer 900 Höhenmeter
Zum Frühstück gibt es auch Müsli, das erfreut den Magen des Wanderes. Um 8.00 Uhr geht es los, der Aufstieg zwischen Geröll ist anstrengend. Zusätzlich überholen uns Gruppen mit leichtem Gepäck. Unterhalb des "Steinernen Schreies" (Campanile di Val Motanaia) machen wir eine Pause. Über uns baut sich diese einzigartige Steinformation auf, die im oberen Drittel Ausbuchtungen besitzt, die einem mittelalterlichen Wehrturm ähneln. Der 200m-Turm zieht viele Kletterer an, für die bei Wetterstürzen die knallrote Biwakschachtel Perugini sehr hilfreich sein dürfte. Sie ist auch das Ziel der Italiener gewesen, die uns so flott überholt hatten. Sie steigen fröhlich wieder ab, als wir gerade ankommen. Also kurz durchgeschnauft und hinauf zur Scharte Monfalcon di Forno (2309m). Dies ist die Grenze Friauls zu Venetien. Guido hat hier Internetzugang und versorgt uns mit den Ergebnissen der Bundestagswahl. Ein toller Service, wir haben reichlich Gesprächsstoff.
Um 12.45 Uhr machen wir uns an den Abstieg ins Val d'Arade. In dem steilen Kar mit viel Geröll halten wir uns zunächst links und steigen vorsichtig an den Felswänden entlang ab. Leider läßt es sich hier kaum vermeiden, dass Steine losgetreten werden. So sind wir froh, als sich das Kar weitet und die Ersten im Schutt abfahren. Schließlich kommen alle unbeschädigt mit staubigen Schuhen (und viele mit sehr hellen Kehrseiten) zu einem schönen Brotzeitplatz im Schutz eines Latschenfeldes. Der Blick zurück zeigt uns, dass wir eine respektable Leistung vollbracht haben. 450 Hm haben 1,5 Std. erfordert, aber jetzt sind wir ganz entspannt. Duch Buchenwald geht es über Schuttkare. Lawinen haben viele Bäume abrasiert oder umgedrückt. Um 16.00 Uhr erreichen wir das Rifugio Padova (1287m). Holzschnitzer haben die Hütte und das Umfeld verziert. Die tieferstehende Sonne beleuchtet eine Kulisse von Pfeilern, Zinnen und Steilwänden: ein Paradies für Kletterer. Ebereschen bilden einen willkommenen Vordergrund für die Fotos. Die botanisch Interessierten haben einen Fransigen Enzian entdeckt.
Paolo, der Hüttenwirt, ist ein Urvieh. Wenn er von seinem Schwein "Francesco" erzählt (das alle Jahre ein anderes ist), bleibt kein Auge trocken. Eine Zuhörerin schaut ihn nachdenklich an: ihr Schmusekater heißt auch Paolo. Und was gibt es heute zum Abendessen? Kost aus der lokalen Küche: Natürlich ein Polentagericht!
Diesmal schlafen wir alle in einem gemeinsamen Raum. Die einschlägigen Geräusche unterbrechen bzw. verkürzen etlichen die Nachtruhe.

24.Sep 2013
Dienstag - 1100 Höhenmeter
Aufbruch um 8.30 Uhr. Auch am letzten Tag ist die Gruppe pünktlich - das muß einmal lobend angemerkt werden. In zwei Gruppen ziehen wir hinauf zur Scodavacca-Scharte (2043m). Als die Ü70-Gruppe um 11.00 Uhr dort endlich den sonnigen Abschnitt erreicht, hat die schnelle Vorausabteilung schon 15 Minuten Brotzeit hinter sich. Wieder öffnet sich der Blick zwischen Felsbastionen in das tiefer gelegene Land. Nach der ersten Geröllpassage folgt ein "normaler" Abstiegsweg. Um 12.30 Uhr sind wir wieder bei der Giaf-Hütte, die jetzt geschlossen ist. Wir gönnen uns eine kurze Pause, dann geht es an den letzten Abschnitt und um 13.30 Uhr sind wir bei den Autos. Am Bach machen wir uns stadtfein und fahren gemeinsam nach Innichen. Um 15.30 Uhr sitzen wir auf den sonnigen Plätzen eines Cafes und lassen es uns gut gehen. Als kleines Dankeschön überreichen wir Guido lokale Produkte (nein - keine Polenta, sondern Eßbares nach seinem Gusto). 750 Hm
Es war eine schöne, harmonische Tour bei bestem Wetter in einer unvergleichlichen Landschaft. Nur - mein Bedarf an Polenta ist zunächst einmal gedeckt. Aber vielleicht kommen wir wieder: wegen der Berge, der Steinböcke und der freundlichen Leute.

Peter Heidl
Bilder von: 
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