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Tourenziel:Velebit, Kroatien
Tourenart:Alpinklettern
Jugendtour:Ja
Beginn:22/Jul/12
Ende:31/Jul/12
Tourenführer:Benjamin Schreiber
Assistenz:Carolin Weisbart
Anzahl der Teilnehmer:8
Bericht von:Ole Weiß
Tourenbericht:10 Tage Kroatien
eine Geschichte zwischen Bennis Schlangenphobie und Caros 2-Meter-Echse

22.8.2012 – 7 Uhr :
Acht hochmotivierte Kletterer – verteilt auf zwei vollgepackte Autos – starten in Garching ihre Fahrt Richtung Kroatien. Nach gerade einmal zehn völlig unspektakulären Stunden mit erstaunlich vielen Pinkelpausen, treffen wir auf unserem Campingplatz an. Mit Bennis Ankunftsaussage: “Man kann durch diesen Urlaub auch durchfallen”, wird jedem von uns klar: Urlaub ist nicht, das Trainingslager hat begonnen. Die erste Prüfung besteht auch schon darin, die gefühlten 100 Mückenstiche der ersten Minuten zu überleben. Nach schnellem Zeltaufbau und abendlicher Völlerei endet der erste Tag.

Nächster Tag – viel zu früh:
Benni, der sich offensichtlich viel zu gut in seiner Führerrolle fühlt, schreitet durch die Zelte und weckt alle (vor allem mich) nach viel zu wenig Schlaf. Um eine Meuterei zu vermeiden, gibt es als Wiedergutmachung ein schwarzes Heißgetränk, das man mit viel Fantasie als Kaffee bezeichnen kann. Dazu ein gutes Vollkornbrot genossen und Cocos Weißbrot runtergekämpft und schon beginnt der 45 Minuten Marsch in die Schlucht des Nationalparks.

Als wir endlich an der zu begehenden Wand stehen, gilt für Justin und mich erst einmal Faszination Echt-Fels: Wo sind bloß die ganzen schönen bunten Griffe? Doch unter Bennis und Caros guter Führung wird die anfängliche Verblüffung schnell überwunden und die erste Route halbwegs souverän geklettert.

Nachdem alle ihre ersten Routen erfolgreich bezwungen hatten, fing Benni an, uns auf die potenzielle und außerordentlich hohe Schlangengefahr hinzuweisen – und das für den restlichen Urlaub im Zehnminutentakt.

Nach dem Klettern und erneuten 45 Minuten Laufweg, kam der verdiente Strandaufenthalt mit Meerbaden und was vor allem mich betrifft: viel Nachmittagsschlaf. Das Wohlfühlprogramm wurde mit einem gigantischen Abendessen abgerundet, das aber wie jeden Abend viel zu üppig ausfiel. Hier sei schon erwähnt, dass wir auch die restliche Zeit (dank guter Planung) wie die Götter gespeist haben und geradezu gemästet wurden. Denn zum Bestehen des Urlaubs gehörte auch das Leeressen des Riesentopfes, weshalb jeder von uns, obwohl wir schon weit über der Schmerzgrenze waren, noch einen letzten Bissen hinunterkämpfte.

3. Tag – man gewöhnt sich an die unmenschliche Aufstehzeit:
Kaffee – zum Berg laufen – klettern – vom Berg laufen – Strand – viel Schlaf – Abendessen. Eigentlich läuft alles wie am Tag zuvor. Der einzige Unterschied liegt in unserer ersten Lehreinheit “Alpines Klettern auf ganz leicht”.

4. Tag – noch früher aufstehen:
Wir wollen unsere erste alpine Tour klettern, was für die Hälfte von uns dann doch völliges Neuland ist. Kurzerhand werden zwei 4er Seilschaften gebildet und auf zwei Routen vom gefühlten Schwierigkeitsgrad 8c+ verteilt.

Das Highlight war schließlich die 9a-Stelle in der Coco beschloss sich erst einmal nicht weiter zu trauen. Während sechs Leute angestrengt über eine sinnvolle Lösung nachdachten, freute sich Benni bereits einen Flaschenzug bauen zu können. Die Situation konnte dann ohne Flaschenzug, dafür jedoch mit meinen überragenden Halbmastwurf-sicherungskünsten gelöst werden. Nach schnellem Abseilen, einem nichtabziehbaren Seil, schnellem erneuten Besteigen und erneutem Abseilen, war die Tour geschafft und ich in der Sonne, die uns im Berg eingeholt hatte, verbrannt.

Jetzt noch essen und schlafen.

5. Tag – das Unvorhersehbare passiert – Ausschlafen:
Nach viel Ringen und Betteln hatten wir es geschafft: der Sonntag wurde tatsächlich unser erster und einziger freier Tag. Also auf in die Bucht ein bisschen Schnorcheln und den Sonnenbrand von gestern ausbauen. Endlich einmal – was nun schon seit drei Tagen geplant war – die Slackline spannen und Wikingerschach spielen: eine reine Wohltat.

6. Tag – wir stehen leider wieder zur gewohnt frühen Zeit auf:
Dafür strotzen wir jedoch alle geradezu voll neuer Energie und machen uns auf zum Berg. Vor allem Justin wollte seine neu gewonnene Stärke unter Beweis stellen und beschloss spontan, nicht die Exe zu klippen für die er bereits das Seil zu sich gezogen hatte, sondern einen halben Rückwärtssalto über einen Höhendifferenz von sechs Metern hinzulegen. Vergessen hatte er dabei nur die Wand, die ihn bremste.

Wir anderen hingegen verwendeten unsere neue Kraft, um in nie geahnte Dimensionen von Schwierigkeitsgraden vorzustoßen.

Entgegen aller Erwartung schlagen Caro und Benni tatsächlich vor, noch eine alpine Route klettern zu gehen. Dies sollte in kleineren Gruppen auf zwei Tage verteilt und mit angepasster Schwierigkeit stattfinden.

7. Tag – Alpin, die 1.:
Unsere zwei Führer picken sich die drei stärksten Kletterer aus unserer Gruppe heraus, wobei sie mich irgendwie übersehen haben müssen. Nach dem Frühstück fahren sie dann, ja tatsächlich FAHREN, in die Schlucht. Vereinsamt, desorientiert und zurückgelassen, bau ich mir zuerst einmal die Hängematte auf und döse mit einem leichten Lächeln im Gesicht ein wenig vor mich hin, mit dem Wissen, dass sich Johannes, Gidon und Jürgen gerade einen scharfkantigen Berg hochquälen. Langsam machen wir restlichen drei uns dann doch auch auf den Weg und als wir endlich im Sportkletterbereich ankommen, gehe ich zuerst einmal meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Schlafen in der Hängematte.

Irgendwann treffen unsere Gipfelbezwinger auch ein und das Einzige, was sich über die Tour heraushören lässt, ist der unmenschliche und grausame Abstieg: über lose Geröllfelder, die beinahe zu Steinlawinen wurden, ging es da, wobei die Hände zum vorankommen unerlässlich wurden. Die Beine habe man sich aufgerissen und die meiste Zeit habe man sowieso zum Runterkommen gebraucht.

Währendessen hat sich Justin im trockenen Flussbett den Fuß vertreten und Coco eine Alpine-Panik-Attacke bekommen. Und ich sehe mich schon in einer 3er Seilschaft hinter Benni und Caro eine 6a nachsteigen. Na toll.

8. Tag – Alpin, die 2.:
Nach einer Selbsthilfegruppe, in der wir alle ausführlich über unsere Gefühle redeten, sind doch wieder alle voller Motivation und es kommt eine 3er Seilschaft mit Caro, Benni und Coco und eine Überschlag kletternde 2er Seilschaft mit Justin und mir zustande. Alle sind glücklich: Coco steigt nur nach, Justin muss mit seinem kaputten Fuß die schwerste Stelle nicht vorsteigen, und ich darf zum Beweis meines unglaublichen Könnens eben diese Stelle vorsteigen und mache mir dabei dann fast in die Hose. Als wir oben ankommen und feststellen, dass noch ein kleiner Weg vor dem Abstieg gequert werden muss, kommt Cocos großer Moment: das Unfassbare geschieht – sie steigt vor.

Glücklich darüber oben zu sein und das meine Haut nur leicht verbrannt ist, haben wir schon völlig den Abstieg, der einer Odyssee gleichkommen soll, vergessen. Doch nach den ersten paar Metern trifft uns die Erkenntnis, nämlich dass die andern einfach Warmduscher und Schattenparker sind. Wir dagegen, die echten Männer und Frauen der Gruppe, freuen uns über den lockeren Abstieg.

Noch zwei, drei “Achtung, Schlange” von Benni und wir sind unten.

Alpin, die 3./Letzter Tag:
Der letzte Tag zum Klettern bricht an und jeder nimmt sich noch einmal vor, sich selbst an sein Limit zu puschen, während Caro und Benni eine alpine Tour zu zweit steigen wollen. Die ersten Stunden gleiten an unserem Schweiß der Anstrengung nur so vorbei, bis plötzlich die Frage aufkommt, wo die zwei Topkletterer denn bleiben. Nach noch mehr Schweiß, dem einen oder andren Tropfen Blut und drei Stunden später als erwartet, treffen die Beiden endlich ein und erzählen uns wilde Geschichten von einem Dschungel, der dem brasilianischen Urwald gleicht und einer zwei Meter großen Eidechsen, welche Caros Kletterroute blockiert haben soll. Natürlich kommt auch die eine oder andere Schlange in dieser abenteuerlichen zu einhundert Prozent wahren Geschichte vor.

Am Abend sind schließlich alle am Ende, aber zufrieden mit sich und der Welt. Wir gehen zum Abschluss gemeinsam Essen und verzehren köstlich gegrilltes Fleisch und trinken das eine oder andere Gläschen.

Allerletzter Tag – Rückfahrt:
Meine große Stunde hat geschlagen: ich bin zum ersten Mal nicht der Letzte der aufsteht. Ich kann sogar an Bennis Zelt rütteln, um diesen aufzuscheuchen.

Ein Urlaub kann so schön sein wie er will, trotzdem ist es nirgends schöner als daheim. Also schnell alles eingepackt, danach noch eine halbe Stunde auf Benni gewartet und schon sitze ich im Auto und schreibe schnell ein bisschen von dem nieder, was wir an witzigen und spannenden Sachen im Trainingslager erlebt haben.



Ole Weiss



Anmerkung B. Schreiber: Trotz unzähliger hängengelassener Klemmkeile und Friends und deutlich überzogener Selbsteinschätzung hat Ole den Urlaub nach reichlicher Besprechung mit Caro schlíeßlich doch noch bestanden.
Bilder von: 
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