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Tourenziel:Alpspitze über Garmisch
Tourenart:Alpinklettern
Jugendtour:Ja
Beginn:31/Jun/12
Ende:01/Jul/12
Tourenführer:Jürgen Günther
Assistenz: 
Anzahl der Teilnehmer:4
Bericht von:Ekki Wieprecht
Tourenbericht:Alpines Klettern - die Alpspitz Tour

Also ich gebe zu, dass ich zu den Lesern gehöre, die manchmal einen Artikel nicht ganz bis zum Ende lesen. Für diese Leser, das Wichtigste vorweg :

“Wir hatten einen Traum einmal Alpin zu klettern. Diesen Traum hat Jürgen Günthner mit seinem DAV Tourenangebot in Erfüllung gehen lassen. Wir möchten uns für diese außergewöhnliche Erfahrung ganz herzlich bedanken!”

Und für alle die sowieso weiter gelesen hätten und für die, die neugierig geworden sind, ein paar mehr Worte:

Man hört und ließt ja überall: “Alpines Klettern und Klettergarten-Klettern sind zwei völlig andere Paare Stiefel”. Sicherungsabstände, keine markierten Griffe, viele Seillängen …

OK, hört sich ja alles logisch und verständlich an. Kann man sich vorstellen. Wir sind ja auch schon mehrere Seillängen im Klettergarten geklettert …… dachten wir. Man kann es sich aber eben nicht vorstellen!

Anfahrt :
Mitten in der Woche (Jürgen hat sich für uns extra frei genommen!) treffen wir uns zur tourenüblichen Zeit in Garching: 6:30 Uhr. Spontan hatte auch noch Benni zugesagt unser Abenteuer zu unterstützen. Super toll !
Zunächst einmal geht’s mal wieder nach Garmisch. Da wir uns voll auf das alpine Klettern konzentrieren wollen, nutzen wir die Alpspitzbahn zum Osterfeldkopf.
Von dort ist es nicht weit zum Einstieg. Kaum Leute unterwegs – das kann ganz anders sein, haben wir gehört.

Bilanz: Glück gehabt!

Weg zum Einstieg :
Der Einstieg ist einfach zu finden. Der KG Weg (4+) liegt direkt am Eingang des Tunnels, der Dachl Weg (6) neben dem Dachl, wo sonst?
Jennifer und Benni gehen den schwierigeren Dachl Weg. Jürgen führt uns auf dem KG Weg. Beide Routen liegen nebeneinander. Toll das andere Team in der Wand sehen zu können!

Bilanz : Soweit, so gut.

Vorbereitung :
Wir sind aufgeregt! Martina wirft ihr Käsebrot weg und Jennifer verliert gleich eine Schlinge und einen Schnapper. Alles dauert etwas…

Bilanz : Noch genug Ausrüstung übrig um es anzugehen

Einstieg :
Mei, exponiert! Da geht’s links 50 Meter runter! Jürgen klettert vor, gleich mal 45 Meter. Es geht sofort um die Ecke, die Verständigung muss laut sein!
Der nächste ist Ekki. Er hat etwas mit der Angst zu kämpfen, will umdrehen als er merkt wie es sich anfühlt mit schwerem Rucksack sich Griffe am Fels zu suchen. Eheaustausch:
“Kann mit Rucksack nicht nach oben schauhen! Das schaffe ich nicht.”
„Löse doch die Schnalle, dass der Rucksack lockerer sitzt“
„Habe gerade keine Hand frei, weißt du“
“Dann lass dich wieder runter”
“Was ist denn das für ein Seilkommando“? … usw usw.
Benni, der zu dem Zeitpunkt Jennifer schon nachholt hat:
“Was machen deine Eltern da eigentlich?“
Schließlich wird nichts geändert, Ekki trägt sein Los und mit der „Dampflocktechnik“ (lautes Pusten und Fluchen) geht’s endlich rauf. Martina tut sich da ohne Rucksack leichter. Sie steigt ein und klettert sauber durch. Erster Stand erreicht. Nicht viel Platz.

Bilanz :
+ Ehekrise vermieden
+ Ekki und Martina müssen schneller werden
+ Seilkommandos sind laut und falsch
+ Seilkommandos bei Jennifer zu leise

Folgende Seillängen
Derweil war Benni schon den Dachlweg vorgestiegen, hatte Jennifer ohne Probleme nachgeholt und ist daran den schwersten Teil, eine abenteuerlich aussehende Querung, zu klettern. Echte Nervensache für Beide! Als Jennifer nachsteigt, klickt sie aus und ist ruck zuck wieder eingeklickt: 6+ Schlüsselstelle als Querung …schwierig…
Was folgt sind Seillänge auf Seillänge, oft nicht mehr als 10 Meter vom 2ten Team getrennt. Es bildet sich eine einmalige Team Energie. Neben den klaren Seilkommandos kann man sich Ermunterungen zuwerfen oder sogar mal ein Foto schießen. Dieses Gefühl werden wir nie vergessen!
An den Ständen zeigt uns Jürgen immer wieder Dinge, die wir verbessern können. Seine ruhige Art verleiht uns Sicherheit.
Auch unser junges Team zeigt gute Nerven. Als Benni im Vorstieg plötzlich einen Felsen in der Hand hat und Jennifer mit dem sicheren Fall rechnet. Doch Benni steckt den Stein wieder zurück und fällt eben nicht.

Bilanz: Nerven haben etwas gelitten, doch wir werden immer besser



Pause am “Schnee- Herzl”
Ausgiebige Brotzeit !!
Jennifer bekommt von der folgenden Seilschaft ihren “reparierten” (!) Schnapper wieder. Auf den hätten sie eigentlich nicht so lange warten müssen.
Wir könnten jetzt quer aussteigen und mit dem Abstieg beginnen. Dann wären wir im Zeitplan. Aber die Gruppe ist sich einig: “Wir wollen zum Gipfel“! Also die Adams Platte noch 6 lange Seillängen rauf.

Weiter geht´s
Ab jetzt klettern beide Gruppen die gleiche Route.
Jürgen ackert wie ein Tier, um Ekki und Martina hoch zu ziehen. So manches Mal bekommt “spannungsfreies Klettern” eine ganz neue Bedeutung.
Ab jetzt werden Bohrhaken Seltenheiten und abenteuerliche Stände folgen. Aber Jürgens routiniertes Handeln gibt uns Vertrauen. Nur das lose und brüchige Gestein an manchen Passagen konnte selbst er nicht verhindern.
Irgendwie ist die letzte Seillänge nie in Sicht und während wir mit Knoten in den Seilen kämpfen werden wir von Benni und Jennifer überholt. Die beiden haben sich eingespielt und fliegen wie Berggamsen den Berg rauf.

Bilanz :
+ Benni und Jennifer werden schneller
+ Martina und Ekki müssen das Seilhändeln üben

Gipfel
Doch plötzlich ist der Gipfel da! Benni und Jennifer sind schon weiter.

Bilanz :
+ Zeitplan ist hi’
+ Das Grillen im Obstgarten können wir vergessen.

Abstieg
Abstieg über den Klettersteig „Alpspitz Ferrata“.
Benni ruft an: Team eins ist an der Seilbahn, hat sie aber auch verpasst. Lager in der Kreuzeckhütte sind noch frei.
Auch wenn der einsetzende leichte Nieselregen uns etwas bremst, erreichen wir bald Jennifer und Benni an der Alpspitzbahn.
Es ist bald klar, ein Abstieg im Dunkeln, trotz Vollmond ist zu mühsam. Aber Dank der modernen Technik wird auf die Schnelle organisiert: Familie anrufen, Arbeitgeber anrufen, wo und bei wem schläft Cedric und hat er die passenden Insuline dabei?
Benni checkt mit Handy GPS den Weg zur Kreuzeck Hütte aus und weiter geht’s. Wir sehen die Hüttenlichter immer wieder, mal nah, mal fern, aber dann sind wir endlich da!

Bilanz :
+ Wir sind die letzten Gäste die ankommen
+ Die Grillfeier im Obstgarten ist wohl schon vorbei
+ Die Küche ist geschlossen

Hütte
In der Hütte weckt Ekki die Mutterinstinkte der Hüttenfrauen und sie schenken uns noch Bier aus und versorgen uns mit Brotzeit und Saftschorle.
Nachdem wir Hunger und Durst stillen konnten und die Abenteuer des Tages etwas aufgearbeitet hatten, schleppen wir uns zu unseren Lagern und schlafen wie Steine ein.

Bilanz :
+ Vielen Dank dem Team der Kreuzeck Hütte !
+ Bettenlager sind oft stickig

Heimweg
Der nächste Tag schenkt uns einen sonnigen Morgen, mit Kaffee und einer SMS aus Frankreich. Unser Abhängen in den Bergen hat sich schnell rumgesprochen…
Abstieg schnell gemacht. Kurzer Check des Materials. Dann wichtiger Stopp bei Bennis Lieblingsbäckerei Nuß und eine mampfige und schläfrige Fahrt zurück nach München.

Bilanz: Bennis Bäcker ist der Beste!



Letzte Bilanz
Alpin Nachklettern ist möglich. Alpin Vorklettern für uns noch nicht. Die Kunst ist nicht nur mit den riesigen Hakenabständen zu Recht zu kommen, sondern auch selber mal eine Zwischensicherung zu legen und ganz besonders den Weg zu finden!

Deshalb war dieses Abenteuer nur mit der Hilfe von Jürgen und Benni möglich.

!! WIR DANKEN EUCH !!
Bilder von: 
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