Alles  Suchen  Auswahl  Detail 

Tourenziel:Südtirol
Tourenart:Natur und Umwelt
Jugendtour: 
Beginn:05/Aug/13
Ende:10/Aug/13
Tourenführer:Christoph Thron
Assistenz: 
Anzahl der Teilnehmer:3
Bericht von:Christof Thron
Tourenbericht:Es ist seit einigen Jahren schon fast Tradition, dass im Sommer eine kleinere oder größere Delegation der Sektion ins Passeiertal fährt, um dort bei der Heuernte zu helfen. Dieses Jahr war es eine kleinere. Der Niedersteinhof oberhalb von St. Leonhard ist die Anlaufstelle; dort hält der preisgekrönte Jungbauer und Koordinator Walter Moosmair die Fäden in der Hand und stellt auch seine Alm in fast 1900 m Höhe für die Helfer als Unterkunft zur Verfügung.

Schon bei der Ankunft im Niedersteinhof (ca. 900 m) spürt man gleich: hier gehen die Uhren langsamer, alles läuft in Ruhe ohne Hektik ab, die Bauersleute strahlen eine Gelassenheit aus und eine Freundlichkeit, die von innen kommt. Man fühlt sich sofort wohl aufgenommen. Nach dem Mittagessen und einigen hilfreichen Handgriffen auf dem Sägewerk ging es dann los: den „Dada“ (Vater Johann) in den ziemlich vollen A8 gepackt, mit Schwung die Serpentinen hinauf bis hoch über das Passeiertal in die Niedersteinhütte. Das war unser recht komfortables Quartier für die nächsten sieben Tage: Strom, fließend Wasser, zwei Zimmer mit je zwei Betten, Küche mit kleinem Kühlschrank, Bad mit Dusche. Also, wenn man heißes Wasser wollte, musste man natürlich den Bollerofen in der Küche und den im Bad anheizen mit Holz, das reichlich zur Verfügung stand. Das hört sich einfacher an, als es war. Wenn z.B. eine der Damen ihre Haare waschen wollte, war das schon mit Komplikationen verbunden: da das etwas ungleichmäßig fließende Wasser mal kalt mal heiß aus der Brause kam, konnte man ab und zu spitze Schreie aus der Dusche hören und abschließend eine gewisse Kritik an den sanitären Einrichtungen. Walter versprach Abhilfe, als wir ihm die Vorfälle schilderten.

Die Verpflegung war folgendermaßen geregelt: morgens und abends haben wir uns selber versorgt; zweimal hat Christof gekocht, wirklich köstlich vegetarisch. Sein „Hirsotto“ mit Zucchini, Paprika, Chili, Zwiebeln, Knoblauch u.v.a.mehr, einfach ein Gedicht. Mittags war der „Dienstherr“ bzw. die „Dienstherrin“ zuständig, die von Tag zu Tag wechselten, so dass mehrere Höfe in Genuss unserer Hilfe kamen. Die Verabredungen zum Ernteeinsatz erfolgten nicht immer so exakt, wie wir das gewohnt waren und erwartet hatten. Aber das ist auch Ausdruck eines anderen Lebensgefühls. Wir haben uns mit Lachen schnell an die „Südtiroler Zeit“ gewöhnt.

Die Tage vergingen bei herrlichem Sommerwetter, das wegen der großen Höhe nie richtig drückend wurde. An manchen Tagen waren wir z.T. bis abends nach 8 Uhr tätig:, überwiegend mit dem Zusammenrechen des frisch gemähten oder schon etwas abgetrockneten Heus. Das Mähen haben die Bauern selbst besorgt. War vielleicht besser so, denn die steilen Wiesen mit Felsen und Sträuchern waren alles andere als einfach. Und wir hätten sicher einige Kollateralschäden an den Sensen hinterlassen. Eine Frage, die mich vorher beschäftigt hatte, war die Absicherung in dem steilen Gelände. Ich hatte mir für alle Fälle Grödeln mitgenommen, die aber nicht zum Einsatz kamen. Jemand hatte mir erzählt, dass die Steigeisen ursprünglich von den Bergbauern erfunden wurden, um auf den steilen Grashängen nicht ins Rutschen zu kommen. Scheint aber mehr Dichtung als Wahrheit zu sein. Bei Hangneigungen so ab 40 Grad wird mit Seilen gesichert.

Die richtige Technik des Rechens kam allmählich nach einigen Tagen. Todsünde: mehr als einmal über dieselbe Stelle rechen. „Einmal gerecht ist genug...“ Und, tja, so einfach zwischendrin Kaffeepause machen, das geht gar nicht. „Pause macht man erst, wenn man fertig ist“. (Dabei waren wir manchmal ganz schön fertig...). Mein zaghaft vorgebrachter Einwand, dass es ja dann keine Pause mehr sei, wurde überhört.

Am Freitag hat es etwas geregnet; da ist natürlich nicht viel passiert. Abfluss-Rillen auf der Straße säubern und eine Kiste Brennholz spalten zum Anfeuern, das war´s schon. Ansonsten haben wir die Ruhe genossen. Wunderschön war der letzte Tag, den wir bei Martin verbrachten. Seine Alm liegt im Nachbartal und ist über eine kleine Bergwanderung zu erreichen. Das Gelände ist vor allem im Abendlicht zauberhaft. Ich werde die einmalige Stimmung auf dem Kamm zwischen den beiden Tälern nie vergessen.

Die Tage waren wunderschön. Wir sind viel barfuß gelaufen wie die Einheimischen. Am Abend fühlten sich die Füße gut durchblutet und erwärmt an durch die kostenlose „Reflexzonenmassage“. Ich weiß nicht, ob es mehr die körperliche Arbeit an der frischen Luft oder die dem Heu zugesagte heilende Wirkung war: ich fiel abends todmüde ins Bett und habe so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr. (Ok, ich gebe zu, wir haben jeden Abend eine Flasche Rotwein geleert, einmal sogar zwei...) Und der Ischias hat sich die ganze Zeit nicht gemeldet. Einfach großartig! Dazu der immer wechselnde Blick ins Tal hinunter und auf die umliegenden 3000er. Es war wirklich eine sehr schöne Woche. So etwas kann man in keinem Reisebüro buchen, und nächstes Jahr könnte es von mir aus gerne eine Wiederholung geben.
Bilder von: 
Link zu den Bildern:https://picasaweb.google.com/101515454978121627847/511August2013SudtirolerZeitBergbauernhilfe?authkey=Gv1sRgCLK4ub7t0ruF4wE