| Autor: | Enzensberger, Ulrich | Titel: | Die Jahre der Kommune I - Berlin 1967 - 1969 | Verlag: | Goldmann | Ort: | München | Jahr: | 2006 | Auflage: | 1. | Signatur: | E 029 | Link: | | Reihe/Untertitel: | | Aufstellung: | Sachbuch | Biographie aufgestellt unter: | | Suchgebiet: | Politik/Zeitgeschichte | Erstauflage: | | dt. Erstauflage: | | ISBN: | 3 442 15361 1 | Bemerkungen: | | Originaltitel: | | Verlagsangaben: | Die Geschichte der Kommune I, erzählt von einem, der dabei war
Neben Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann, Rainer Langhans und anderen war Ulrich Enzensberger einer jener »Kommunarden«, die in der Zeit, als die USA Vietnam erledigen wollten, mit dadaistisch-politischen Aktionen Westberlin verrückt machten. Die KI provozierte die von den Alliierten kontrollierte Front- und Mauerstadt und ihre Bewohner, die nicht wahrhaben wollten, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg angefangen und verloren hatten. Es kam zur Revolte der Außerparlamentarischen Opposition, die davon träumte, die Westsektoren der alten Reichshauptstadt in eine Freie Räterepublik, in eine Drehscheibe der Weltrevolution zu verwandeln. – Oder war da etwa noch mehr? | Angaben zu Autorin/Autor: | | Rezensionen: | © DIE ZEIT 07.10.2004 Nr.42 Im Auge des Hurrikans
Ulrich Enzensberger erzählt die Geschichte der Kommune I aus erster Hand Von Wolfgang Kraushaar
Obwohl Hans Magnus Enzensberger seinerzeit ebenfalls zu den Rebellen gehört hat, gibt es von dem ansonsten so unermüdlichen Autor keinerlei Nachbetrachtung zu jenen Ereignissen, die sich am Ende der sechziger Jahre abgespielt haben. Von ihm existieren lediglich einige wenige versteckte, eher sarkastisch anmutende Notizen zu einem »Tagebuch aus dem Jahre 1968«: »Ein Gewimmel von Reminiszenzen, Allegorien, Selbsttäuschungen, Verallgemeinerungen und Projektionen«, listete er unter dem Titel Erinnerungen an einen Tumult bereits vor zwei Jahrzehnten auf, »hat sich an die Stelle dessen gesetzt, was in diesem atemlosen Jahr passiert ist. Die Erfahrungen liegen begraben unter dem Misthaufen der Medien, des ›Archivmaterials‹, der Podiumsdiskussionen, der veteranenhaften Stilisierung einer Wirklichkeit, die unter der Hand unvorstellbar geworden ist. Mein Gedächtnis, dieser chaotische, delirierende Regisseur, liefert einen absurden Film ab, dessen Sequenzen nicht zueinander passen.«
Ganz so hört sich nun auch der Anfang eines Erinnerungsbandes an, der zunächst ebenfalls wie ein einziges Verwirrspiel wirkt: Schnipsel, Bruchstücke, Fetzen – alles scheint nur noch ideologisches Rohmaterial zu sein: »Wir sind das Schlangenei, aus dem die Rote Armee Fraktion gekrochen ist. Wir sind die Erfinder der Spaßgesellschaft … Wir hatten alle einen Kopfschuß. Gruppensex. Antisemiten. Unser Vorbild war Mao. Alles nicht wahr. Da waren gar keine Frauen dabei. Die hatten Orgasmusprobleme. Terroristen. Das Problem war der Abwasch. Wir wollten schockieren. Spaßguerilja. Kein Buch angefaßt. Wir sind dem Osten auf den Leim gegangen. Kinderjahre der Republik. Psychoterror … Wir waren die ersten deutschen Pop-Ikonen. Wir waren Ulbrichts Lakaien. Es war ein einziger Horrortrip. Clowns. Völlig unbedeutend. Wir haben als erste gefixt. Wir haben mit den Medien gespielt. Eine Zeitungsente. Wir haben Deutschland modernisiert.« Und so weiter und so fort.
Die Schlüssellochperspektive wird vermieden
Auf anderthalb Seiten lässt Enzensbergers jüngster Bruder Ulrich erst einmal all das Revue passieren, was von einer Gruppierung an Bildern im Umlauf ist, die vielen als ein einziges großes Spektakel erschienen ist. Alles wird überzeichnet und in den Übertreibungen so miteinander montiert, dass es sich gegenseitig nivelliert. Es ist beinahe so, als wolle der Autor die in der Öffentlichkeit immer noch grassierenden Halbwahrheiten, Unterstellungen und Verteufelungen so weit ad absurdum führen, dass dadurch das Spiel wieder auf null gestellt werden kann. Und als wollte er dem Leser sagen: Aufgepasst, was nun folgt, das ist die authentische Geschichte der Kommune I, von einem erzählt, der von Anfang an mit dabei gewesen ist.
Der Schriftsteller Ulrich Enzensberger (Jahrgang 1944) hat im Gegensatz zu einigen seiner Mitkommunarden nicht im Rampenlicht gestanden. Er ist nicht nur der jüngste Bruder des um 15 Jahre älteren Hans Magnus, sondern mit seinen damals 22 Jahren auch der jüngste der Kommunarden gewesen. Vielleicht ist es gerade diese Rolle des Benjamins, die ihn für die des nachträglichen Erzählers und Berichterstatters prädestiniert. | Ausleihdatum: | | "Series": | | "Volume": | | "Loan Type": | | "Loan Name": | | "Loan Start Date": | | "Loan Due Date": | | "Purchase From": | | "Purchase Price": | | "Purchase Date": | | "Description": | | "Date added": | | Feld38: | |
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