Angaben zu Autorin/Autor: | Als Lotti Goldmann wird sie 1912 in eine jüdische Kieler Kaufmannsfamilie geboren. Sie wird Tänzerin. Mit ihrer Jugendliebe geht sie nach Berlin, doch in Deutschland sind jetzt die Nazis, die ihren Freund erschießen und sie ins KZ stecken. Sie wird nach Palästina gerettet. Sie tritt im Cabaret in Kairo auf, fährt ein Hotel auf Zypern, heiratet zweimal, jedesmal einen Offizier. 1965 kehrt sie nach Berlin - ihrer Wahlheimat - zurück. Sie lernt später Rosa von Praunheim kennen und spielt in einigen seiner Filme. Unter seiner Regie wird Lottis Lebensgeschichte "Affengeil" verfilmt. Ihre Biografie nennt sie "Diese Zitrone hat noch viel Saft", was die 1m 50 große Dame in zahlreichen Talkshows immer wieder unter Beweis stellt.
Am Pfingstsonntag stirbt Lotti Huber im Alter von 85 Jahren in Berlin. Die Presse schreibt: "Lotti war Kult!"
Einer Person in wenigen Worten gerecht zu werden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Viele haben versucht, Lotti Huber in Worte zu fassen, doch sie fand sich jedesmal falsch dargestellt. Deswegen will ich meinen Nachruf auf Lotti aus meiner eigenen Sicht schreiben, denn wie Lotti war, das weiß nur sie selbst, doch wie sie auf mich gewirkt hat, das kann ich Euch vermitteln: Exzentrisch - zeig mir eine Beschreibung Lotti Hubers, die auf diese Vokabel verzichtet. Es ist ja auch recht naheliegend, wenn man ihre vielen Wimpern, Kleider, Kosmetikartikel und Fingernägel sieht. Doch bei all dem Glamour blieb sie bescheiden und besonnen. Den Starrummel, den man um sie machte, den Divenstatus, den man ihr verliehen hatte, hatte sie nicht nötig. Als normaler Mensch fühlte sie sich am wohlsten. Mit ihrem eigenen Alter ging sie um, wie wir es alle tun sollten. Schwule Männer sind ja schon alt, wenn sie 30 werden. Lotti war mit 85 noch genauso vital, wie sie es mit 20 war. Jedenfalls hat sie nichts von der Lebensfreude verloren. Mit viel Disziplin und der richtigen Lebenseinstellung kann man eine Menge erreichen. Erst vor einem Monat wurde ihr neues Buch fertig, das den Titel "Drei Schritte vor und einer zurück" tragen wird. "Da gebe ich noch mal meinen Senf ab", hatte sie am 18. Oktober verkündet, als sie im Renaissance-Theater ihren 85. Geburtstag feierte. Ihren letzten großen Auftritt absolvierte sie ganz in Weiß gewandet, was sie gewohnt verschmitzt begründete: "Das Baby trägt weiß, die Braut trägt weiß, und da, wo ich bald hintrottele, paßt das auch."
Danke, Lotti Huber!
http://ravensburg.gay-web.de/portraits/huber.shtml [2002]
Sie war eine der schillerndsten Bühnen- und Filmfiguren der Republik. Am 31.05.1998 ist Lotti Huber in Berlin 85-jährig an Herzversagen gestorben. Erst im Alter hatte sie vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem schwulen Filmemacher Rosa von Praunheim viel Anerkennung gefunden - nach einem sehr bewegten Leben. 1912 als Johanna Goldmann, Tochter eines jüdischen Textilfabrikanten geboren, machte sie - damals noch außergewöhnlich für Mädchen - Abitur und studierte Tanz. Die erste Liebe - eine Staatssünde im Nazireich - wurde als »Rassenschande« betitelt, es folgte eine Zeit der Inhaftierung in einem Konzentrationslager. Danach nichts wie raus aus Deutschland; Israel, Zypern. Erst Jahre später sollte sie wieder in ihr Berlin zurückkehren und zur (schwulen) Kultfigur werden. Die erste Biographie Diese Zitrone hat noch viel Saft schrieb Lotti Huber im Alter von 77 Jahren. Im Jahre 1998 erschien bei dtv ein weiteres Buch, an dem sie bis zu ihrem Tod gearbeitet hat: Drei Schritte vor und kein Zurück! Bargeflüster heißen die alltagsphilosophischen Be- und Erkenntnisse der Schauspielerin, die mit Gedichten, Liedern und Cocktail-Rezepten aufgelockert sind.
http://www.yachad-deutschland.de/body_31huber.htm [2002]L |